Eine provokante und spannende Diskussionsrunde über „Die Schule des Ungehorsams“ an der PH OÖ
Unter diesem Titel fand am Dienstag, 17. Jänner 2023 live im HS 1 der PH OÖ sowie im Zoom-Online-Chat das bereits gut bekannte und etablierte Philosophikum statt. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der ÖH der PH OÖ.
Als Diskutant*innen fungierten Peter Androsch, Alexia Weiss (beide über Zoom dazugeschaltet), Katharina Spitzbart, Christoph Haderer sowie die ROSE-Schüler*innen Ronja Pichler und Tobias Lammer (live im Hörsaal). Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Amina Hrustic, Studentin der PH OÖ. Insgesamt verfolgten mehr als 200 Interessierte diese Podiumsdiskussion.
Hier die wichtigsten Aussagen zusammengefasst von Prof. Dr. Thomas Mohrs:
„Lehrt eure Kinder nicht einfach nur das Lesen. Lehrt sie, das Gelesene zu hinterfragen. Lehrt sie, alles zu hinterfragen.“ (George Carlin)
Die Funktion eines Philosophikums ist es, kontroverse bildungs- und gesellschaftspolitische Themen aufzugreifen und zu diskutieren, und das durchaus im Ausgang von provokanten Thesen. Und „Die Schule des Ungehorsams“ war eine bewusste Provokation, etwa in der Person des Komponisten, Klangkünstlers und Autors Peter Androsch, für den Schule „hoffnungslos verfahren“ ist, ein System des Zwangs, der Unterdrückung, der Angst, das nicht kompatibel ist mit der EU-Menschenrechtskonvention oder der UN-Kinderrechtskonvention. Und auch nicht reformierbar. Insofern stimmte er der Podiumsteilnehmerin Alexia Weiss uneingeschränkt zu, die mit ihrem Buch „Zerschlagt das Schulsystem – und baut es neu“ ebenfalls ein klares Zeichen gesetzt hat und mit ihren Vorstellungen vom Neu-Bau der „Schule des Ungehorsams“ von Gerhard und Christoph Haderer ziemlich nahekommt.
Christoph Haderer, ehemaliger Leiter der „Schule des Ungehorsams“ in der Linzer Tabakfabrik, stimmte der schulkritischen Einschätzung von Androsch und Weiss zu und nahm in seiner Beschreibung der „Ungehorsam“-Philosophie Bezug auf Kerngedanken der Aufklärung wie „Mündigkeit“, „Selbstbestimmung“, „kritische Reflexionsfähigkeit“ und die Bereitschaft, sich Anweisungen zu widersetzen, ungehorsam zu sein, wenn einem dies als gerechtfertigt erscheint. Sehr spannend waren die Einschätzungen der „ROSE“-Schülerin / des „ROSE“-Schülers“ Ronja Pichler und Tobias Lammer, die der Parole „Zerschlagt das Schulsystems“ nicht (uneingeschränkt) zustimmen konnten. Aber dies freilich vor dem Hintergrund, dass sie Schüler*in einer Schule sind, die andere Wege geht und „Mündigkeit“, „Selbstbestimmung“, „kritische Reflexionsfähigkeit“ UND vor allem Beziehungsqualität in ihrer Philosophie verankert hat.
In der Diskussion mit dem Publikum fiel auf, dass die Differenzierung zwischen Systemkritik und Lehrer*innen-Bashing offenbar schwerfällt. Dabei sind das zwei verschiedene Paar Schuhe. Niemand im Podium wollte in Frage stellen, dass es „da draußen“ viele engagierte Lehrer*innen gibt, denen das Wohl der ihnen anvertrauten Kinder am Herzen liegt. Sie leisten großartige Arbeit, gerade in diesem überkommenen, kritikwürdigen, falschen System, dessen Zwängen sie selbst in vielerlei Hinsicht unterworfen sind.
Wenn es eine Quintessenz dieses – von der PH-Studentin Amina Hrustic souverän moderierten – Philosophikums gibt, so lautet sie: Die „Schule des Ungehorsams“ ist das Ziel, der Auftrag. Die „Schule des Gehorsams“ ist das Problem.
Damit Sie die Veranstaltung bequem nachsehen und verfolgen können, hier auch der Link zum dorfTV:
https://dorftv.at/video/41520