Pausen von der digitalen Welt – warum sie Kindern und Jugendlichen guttun.
Rückschau zur Online-Fortbildung mit Dr.in Caroline Culen von der Kinderliga
Das zentrale Anliegen der Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit ist das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderliga ist ein interdisziplinäres Netzwerk mit über 100 Mitgliederorganisationen von der Caritas bis zu den Kinderfreunden, von der Diakonie bis zu pro mente. Im Rahmen eines PH OÖ-Webinars zum spannenden und aufrüttelnden Thema „Pausen von der digitalen Welt - warum sie Kindern und Jugendlichen guttun“ referierte Mag.in Dr.in Caroline Culen, Geschäftsführerin der Kinderliga, und brachte zahlreiche Aspekte zum richtigen Umgang mit digitalen Medien ein.
Digitalisierung, das ist der Oberbegriff für den digitalen Wandel der Gesellschaft und der Wirtschaft. Dazu bedienen wir uns der elektronischen Medien vom Computer bis zum Smartphone. Die Kinder und Jugendlichen klinken sich damit in ihre sozialen Plattformen wie Instagram oder YouTube ein, verlieren sich in Spielen oder Shoppen, lassen sich navigieren oder rocken damit ihre Lieblingsmusik. In Corona-Zeiten wurde die Handynutzung auch manchmal als Belastung erlebt.
In einer veröffentlichten Studie der österreichischen Zeitschrift „Medienimpulse“ des BMBWF gibt es in einem Haushalt mit Kindern unter 6 Jahren vier bis fünf internetfähige Geräte. Bereits mit einem Jahr kommen die Kinder erstmals mit digitalen Medien in Kontakt. 72 % der befragten Eltern geben sogar an, dass ihr Kinder sogar jünger als ein Jahr waren. Eine Welt ohne Internet können sich unsere Kinder kaum bis gar nicht mehr vorstellen.
Pädiatrische Fachgesellschaften empfehlen, dass Babys und Kleinkinder unter zwei Jahren gar keine Zeit und Kleinkinder im Alter von zwei bis 5 Jahren höchstens eine Stunde am Tag vor einem Bildschirmmedium verbringen. Leider werden diese Empfehlungen nur zu einem Viertel bis einem Drittel befolgt. Laut der deutschen JIM-Studie (JIM = Jugend, Information, Medien; Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-jähriger in Deutschland) nutzen 95 % der Jugendlichen täglich oder mehrmals in der Woche ihr Smartphone, aber nur mehr 12 % der Befragten eine physische Zeitschrift oder ein Magazin.
Die körperlichen Gesundheitsrisiken, die sich dadurch ergeben. sind hinlänglich bekannt und sichtbar: Haltungsschäden, Verspannungsschmerzen oder Schmerzen in Händen, Handgelenken oder Fingern. Manche Studien sehen bei einer Computernutzung von mehr als zwei Stunden am Tag, die muskuloskelettalen Schmerzen (von Knochen, Muskeln, Sehnen, Bändern und Nerven), deutlich erhöht. Auch die Sehstörungen nehmen dadurch zu. Daneben kann sich auch ein gestörtes Gesundheitsverhalten entwickeln: Die Schlafqualität und die Schlafdauer könnend darunter leiden oder Unruhe und Ablenkbarkeit können damit gefördert werden. Es können sich auch Suchttendenzen, Stress, Cybermobbing entwickeln oder die Konfrontation mit belastenden Inhalten wie Pornographie oder Gewalt ergeben.
Fazit wie bei so vielem: Die Balance ist ausschlaggebend. Ein Reflektieren und Reduzieren des digitalen Konsums wären wünschenswert. Erreicht werden könnte das durch unsere Vorbildwirkung (das Smartphone selbst nicht ständig zur Hand zu nehmen, auch einmal abschalten und weglegen), analoge Beziehungen und Bewegung fördern, gemeinsame Familienmahlzeiten festlegen, analoge Spielrunden einführen oder andere individuell angepasste Regeln für Schule und Familie erstellen. In der Schule könnte speziell durch gezielte Medienarbeit und damit -bildung gegengesteuert werden.
Gönnen wir uns und unseren Kindern Pausen von der digitalen Welt und beginnen wir die analoge Welt neu zu entdecken, im Sinne der körperlichen und mentalen Gesundheitsförderung. Gerade uns als Pädagog*innen sollte es Wunsch und Auftrag sein, eine aufmerksame Haltung zu diesem wichtigen Thema zu entwickeln, Chancen und Risiken der digitalen Möglichkeiten immer wieder zu überprüfen und die Cybertime der Jugendlichen im Auge zu behalten und mit ihnen zu besprechen.