Begriffsklärung

Zu den neurobiologischen Konstruktionsmerkmalen von Kindern und Jugendlichen gehört, dass die im Kopf angesiedelten Motivationssysteme nur dann anspringen, wenn die Kinder und Jugendlichen spüren, dass sie persönlich wahrgenommen und „gesehen“ werden. Ohne Beziehung keine Motivation. (Bauer, 2019. S.113)

Bauer meint, dass erfahrene Lehrkräfte sich gerade darin zeigen, dass sie eine „unangestrengte Praxis des Sehens“ (ebd.) entwickeln. Von zentraler Bedeutung dabei ist eine Balance von „empathischem Verstehen und überzeugender Führung“. Beziehung im Klassenzimmer bewegt sich auf zwei Ebenen. Einerseits sollte die Lehrkraft in sich eine Resonanz auf die Klasse zulassen, andererseits mit ihrem Auftreten Resonanz bei den Schülern und Schülerinnen auslösen. „Entscheidend dafür ist ein hohes Maß an körperlicher und geistiger Präsenz“ (ebd.).

Resonanzen, die Kinder und Jugendliche in der Schule von ihren Lehrkräften erhalten, sind von elementarer Bedeutung (…. ) Sie haben die Kraft einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Sie öffnen oder schließen Möglichkeitsräume (….) Entscheidend ist, dass das Kind erlebt, dass man ihm eine Zukunft zutraut. “ (Bauer, 2019, 119-120)

Die Bindungsforschung brachte in den letzten Jahren einen Paradigmenwechsel für die Arbeit in (elementar)pädagogischen Einrichtungen: Der Focus der Pflegehandlungen sollte nicht mehr länger in starren Handlungsroutinen und der zeitsparenden Reproduktion von Standardsituationen liegen, sondern als aktives Beziehungsgeschehen verstanden werden, das auf Respekt und Wertschätzung beruht. (Gutknecht 2012, S. 32)

Den dafür geforderten „responsiven“ Fähigkeiten für pädagogische Fachkräfte durch Sprache und Berührung steht im Alltag jedoch eine „Matrix der Gefährdung“ gegenüber, wie das viele Befunde von ungenügendem Interaktionsverhalten zeigen, die Hand in Hand gehen mit Hinweisen auf Burn out und kraftzehrenden Phänomenen „sozialer Kälte“ an der Basis. (Gutknecht 2012, S. 26ff) 

Hier sollen nicht die möglichen Ursachen für diese empirischen Befunde aufgezeigt werden, es sollen aber die in diesem Zusammenhang geforderten Schwerpunkte für die Aus- und Weiterbildung für den Kontext aller Bildungsinstitutionen in den Blick genommen werden. Auf die Fachperson als ko-regulierendes und ko-konstruierendes Gegenüber für das Kind kann ja an der Schwelle zur Primarstufe und für das Lernen in der Institution Schule nicht verzichtet werden, vielmehr sollen die Lehrkräfte in der Schule im besten Fall an den Schutz gebenden ersten Erfahrungen des Kindes anknüpfen können und diese auf einer anderen Ebene weiterführen. 

Resonanz steht in enger Verbindung mit der Fähigkeit zur Achtsamkeit. 

Achtsamkeit (mindfulness) ist ein gegenwärtig stark wachsender, internationaler und interdisziplinärer Forschungsbereich, an dem v. a. Medizin, Psychologie, Neurowissenschaft und Pädagogik beteiligt sind. Als Beginn der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Achtsamkeit gilt – neben der neurowissenschaftlichen Erforschung der Wirkungen von Meditation – die Implementierung der Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) am Krankenhaus der University of Massachusetts im Jahr 1979 durch Jon Kabat-Zinn. (Valtl, 2018, S.1)